Ob er eifersüchtig würde, wenn die Sammler von Minichamps-Modellen vor der Tür seiner Frau stünden, um sich mit einem oder auch einem doppelten Küsschen für das neueste Werk der Aachener Firma zu bedanken? Egal: Wir würden es riskieren. Denn der BMW M1 aus der Procar Serie von 1980 ist genau das, was sich die Fans im Maßstab 1:18 von Minichamps wünschen – ein Highlight für die Vitrine. Die Topneuheit der Modellbauer rund um Paul G. und Romy Lang haben mit dem M1 der Artikelnummer 180802988 eine Miniatur geschaffen, die genau die Details wiedergibt, die wir von einem Modell im sogenannten Bburago-Maßstab erwarten: Allein die Tatsache, dass der M1 aus Zinkdruckguss hergestellt wurde und über zu öffnende Türen und Hauben verfügt, ist schon der erste Schritt zum Kompliment.
Kuss gehört dazu
Und ein Küsschen auf dem Siegerpodest gehört im Motorsport ja dazu; vielleicht weniger in der Formel 1, aber ganz sicher im Breitensport. Und dieser Kategorie ist das Vorbild des hier vorgestellten M1 zuzuordnen: In den 1970er-Jahren war BMW im Motorsport mit dem 3er- und 5er-BMW erfolgreich. Aus diesem Erfolg erwuchs die Idee, die das erste Rennauto der BMW Motorsport GmbH ohne Serienvorlage zum Ziel hatte: der BMW M1 entstand. Die Technik kam von BMW, der Gitterrohrrahmen bei Marchesi und die glasfaserverstärkte Kunststoffkarosserie bei T.I.R.; beide Firmen waren in Modena ansässig. Giorgio Giugiaros Firma ItalDesign baute Rahmen und Karosse zusammen und sorgte für die Innenausstattung. Das Auto erhielt bei Baur in Stuttgart seine gesamte Mechanik.
Jochen Neerpasch und Bernie Ecclestone
Die beiden Motorsport-Manager Bernie Ecclestone und Jochen Neerpasch erfanden für das Auto die Procar-Serie. Ecclestone und sein Mistreiter Max Mosley sorgten dafür, dass dieser Markenpokal der BMW M1 vor den meisten europäischen Rennen der Formel 1-Saisons 1979 und 1980 für viel Furore sorgen konnte. Um den M1 für den Motorsport im Sinne der FIA Gruppe 4 homologieren zu können, mussten die BMW Motorsport GmbH und ihr damaliger Chef Neerpasch mindestens 400 Exemplare bauen. Deswegen wurde von dem gerade einmal 1,14 Meter hohen Mittelmotor-Coupé auch eine Version für die Straße entwickelt: Das erste Auto mit dem Namen M war geboren. Die Nachfrage war riesig; nach 130 Autos im ersten Jahr waren noch 300 Festbestellungen abzuarbeiten.
Procar 1980 auch ohne Formel 1
Mit ihren 345 kW / 470 PS liefen die ProCar-Rennwagen deutlich schneller als Tempo 300. 1979 hatte Niki Lauda – damals schon zweimaliger Formel-1-Weltmeister – damit einen großen Auftritt: In 8 Rennen der M1 Procar-Serie errang er 3 Siege und einen 2. Platz. In den USA wurden die M1 des "Red Lobster"-Teams zu Kultfahrzeugen, die die Konkurrenz in der IMSA GTO Klasse in Grund und Boden fuhren. In der Procar-Serie traten die 5 schnellsten Formel-1-Fahrer aus den Trainingsläufen mit Werksfahrzeugen des BMW M1 gegen höchstens 19 Sportwagen- und Privatpiloten dieses Fahrzeugtyps an. Die Renndistanz betrug rund ein Drittel der Grand-Prix-Distanz des jeweiligen Formel-1-Rennens. In der Saison 1980 wurde das Reglement geändert: Procar-Rennen gab es auch ohne die Formel 1.
Das Modellauto im Detail
Hans-Joachim Stuck war ebenfalls mit von der Partie und fuhr in beiden Jahren jeweils einen der 44 bis 48 weitgehend identischen BMW M1 der Procar-Serie, die in 4,5 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigt waren. Er erreichte den 2. Platz der Meisterschaftswertung im Jahr 1979 nach Niki Lauda und schloss das Jahr 1980 als 3. hinter Nelson Piquet und Alan Jones ab. Das Auto in der knalligen BASF-Lackierung war da sicher einer der Höhepunkte, denn so auffällig waren die weiß-blau lackierten Werkswagen nicht. Dass sich Proportionen und Anmutung des Modellautos mit denen des Vorbildes exakt decken, das können wir bei der ersten Inaugenscheinnahme bestätigen. Minichamps ist auch zu erfahren, sich in dieser Disziplin einen Schnitzer zu leisten. Der Look des M1 ist im Modell perfekt getroffen.
Die Highlights unter den Feinheiten
Dass die zu öffnenden Funktionsteile einen tollen Einblick gewähren, ist sicher eine der Stärken eines Modells aus Zinkdruckguss gegenüber einem aus Resine-Kunststoff. Das Team von Minichamps hat sich bei der Verkleinerung des Cockpits allergrößte Mühe gegeben: Dass außer Rennschalensitz, Überrollkäfig und schwarzer Armaturentafel nicht viel zu sehen ist, ist der damaligen Zeit und dem Stand der Technik geschuldet. Richtig große Klasse aber ist die Verkleinerung des Motors mit dem messerscharfen BMW-Ventildeckel, den Ansaugtrompeten des Sechszylinders und den Nachbauten der Zündkabel. Das Finish der Aluminiumteile des Chassis überzeugt im Modell genauso, wie die kleinen Nebenaggregate. So, liebe Familie Lang, so wollen wir Automodelle, und dafür gibt's jetzt 'nen dicken Kuss! Eifersucht hin oder her.