Anlässlich unserer Berichterstattung zu den brandneuen Herpa-Modellen im Maßstab 1:43 zu aktuellen Audi, VW und dem Porsche 911 (991/II) haben wir mehrfach über die Versuche des Dietenhofener Herstellers in der Vergangenheit geschrieben, Fuß in diesem Segment zu fassen. Herpa hatte sich im Bereich der Modellautos im Maßstab 1:87 längst als Konkurrent von Wiking einen Namen gemacht, als 1990 der erste Ferrari in der Baugröße 1:43 unter der Artikelnummer 10009 auf den Markt kam. Das Modell des F40 war eine Sensation: Aus Kunststoff hergestellt, mit zu öffnenden Türen und Hauben sowie mit ebenso akribisch nachgebildetem Interieur und Motor. Sogar eine kleine, funktionierende Federung hat Herpa realisiert: So etwas hat es in der Baugröße 1:43 vorher nicht und nachher nicht gegeben.
Eine ganze Flotte entstand
Ein Blick zurück auf eine längst vergangene Epoche also bei Herpa, die es aber verdient, in Erinnerung gerufen zu werden, weil die Verarbeitungsqualität der aus schlagfestem Kunststoff produzierten Miniaturen sagenhaft gewesen ist. 1991 setzte Herpa die Reihe mit dem Coupé 348 tb fort: Ohne Abstriche, genau so detailliert wie der F40, ebenfalls mit den zu öffnenden Türen und Hauben. Der Hammer war die Verkleinerung der Kühlluftrippen an den Seitenteilen, die dem Mittelmotor Luft zuführen sollten und die Herpa messerscharf ins Modell umgesetzt hat. Aber auch die durchbrochene Motorhaube und das Grillgitter an der Heckblende, über die Rückleuchten hinweg waren Sternstunden des Modellbaus. Damals waren die Preise mit rund 49,95 DM gemessen an der Leistung eine Lachnummer.
Testarossa in allen Karosserievarianten
Im September 1992 bauten die Dietenhofener das Programm mit dem Testarossa weiter aus. Es muss nicht gesondert erwähnt werden, dass das Modell auch rote Zylinderköpfe vorzuweisen hatte, Motordetails und die Kühlrippen an den Seiten ebenso minutiös exakt nachgebildet wurden, wie der Rest des Modells. Auf das Testarossa Coupé folgten der Targa mit herausnehmbaren Dachmittelteil sowie der Roadster. Auch vom 348 tb reichte Herpa eine halboffene Version nach, den 348 ts. Die Türen waren funktionierende Einzelteile, die wie bei den anderen Modellen an einem feinen Draht aufgehängt, über diesen gesteckt waren: Genial einfach, wie Herpa das Öffnen der Türen gelöst hat. Die Dachschale lag dem Modellauto natürlich bei.
Bausätze erweiterten das Angebot
Wer nicht nur die Dachschale einsetzen, sondern gleich das ganze Modell selbst bauen wollte, dem bot Herpa die Modelle auch als Bausatz an, zum Zusammenstecken und im Finish ohne Einschränkung. Der Ferrari 348 tb entwickelte sich zur Grundlage diverser Sondermodelle, etwa in Mintgrün als Herpa-Promotion-Modell, als Modell in schwarz mit mintgrüner Innenausstattung und mintgrünen Felgen oder als 348 ts Spyder mit zeitgenössischen Felgen von Borbet. Vergleichsweise wenig Varianten gab es vom Ferrari 288 GTO, zu dessen Highend-Modell von CMC im Maßstab 1:18 wir morgen einen Artikel bringen. Die Testarossa hingegen waren beliebte Träger verschiedener Sonderdrucke und wurden als Werbemodelle bei vielen Gelegenheiten eingesetzt.
Wo ist der Fortschritt?
Ein Auszug aus der Liste der bedruckten Versionen: "Eines Pharaos würdig", "200 Jahre Deinhard", "Cavallo Ferrari Vermietung", "dona 94", "SW Autovermietung München" oder "Espresso Splendid", um nur einige zu nennen. 109 Modelle und Druckvarianten hat es insgesamt gegeben, so Herpa auf Anfrage. Allen gemeinsam waren die absolute Übereinstimmung der Anmutung im Vergleich von Vorbild und Modell, dicht schließende Türen und Hauben, minimale Spaltmaße und ein handwerklich sensationelles Finish; auch in der Nachbildung des Interieurs.
Schade, dass die Zinkdruckguss Modelle von Minichamps, Herpa & Co. die Features dieser Modelle nicht bieten können und mit ihren geschlossenen Karosserien im Maßstab 1:43 vergleichsweise nur nett bedruckt sind, aber mit den Herpa-Ferrari im Grunde nicht im Ansatz mithalten können. ck-modelcars konnte einen Restposten davon ergattern: Wir empfehlen den Sportwagenfans, Euch die Modelle zu sichern, die von Interesse sind, denn in der Bucht sind sie teurer.