Vom Lykan HyperSport zum Kleinschnittger F125 – so starten wir unseren Blog in der neuen Woche. Schuco gewann mit einer wirklich außergewöhnlichen Kombination den Titel "Modellauto des Jahres 2014": Die Fürther kombinierten das Modellauto Volkswagen T1 mit 2 Modellen eines fast längst vergessenen Kleinstwagens, dem Kleinschnittger F125. Der im Maßstab 1:18, aus Zinkdruckguss und in einer streng limitierten Auflage von 1.000 Exemplaren hergestellte Blickfang überzeugt nicht nur mit seiner Idee, sondern auch mit der Ausführung derselben. Gerade der berühmte VW Kombi bietet mit den rundum zu öffnenden Türen ein Höchstmaß an Detailtreue. Technikdetails entdecken die Fans hinter den funktionierenden Heckklappen. Die Lackierung weist den T1 als Werkswagen der in Arnsberg beheimateten Kleinschnittgerwerke GmbH aus.
Minimalistische Technik schrieb Geschichte
Die Kleinschnittgerwerke GmbH wurde 1949 gegründet und 1957 aufgelöst. Mit dem recht einfach gebauten F125 schrieb das Unternehmen aber unbewusst Automobilgeschichte, denn mit dem bis dahin gebauten, kleinen Roadster war ein erstes 3,0 Liter-Auto entstanden. Heute träumen die Automobilbauer von einem so leichten und preiswerten Sportwagen, doch die Ansprüche an die Sicherheitsnormen der heutigen Zeit lassen es unmöglich erscheinen, einen so kleinen Wagen auf die Straße zu bringen. Mit der Leistung von damals lässt sich heute ebenfalls niemand mehr beeindrucken: Der Motor des Kleinschnittger F125 leistete 4,41 kW / 6 PS und wurde statt mit einer Starterbatterie mit einem Starterzug zum Leben erweckt; so, wie bei einem Rasenmäher. Der Antriebssatz selbst war ein Einzylinder-Zweitaktmotor mit 122 Kubikzentimetern Hubraum, also 0,122 Litern.
Einfach aussteigen und Auto umdrehen
Nach der Anlieferung durch die ILO-Motorenwerke Pinneberg wurde er vorne verbaut, trieb also die Vorderräder an. Geschaltet wurde das Dreigang-Getriebe per Ratschen-Schaltung am Lenkrad; auf einen Rückwärtsgang musste verzichtet werden. War aber kein Versäumnis: Der Wagen war so leicht, dass man einfach aussteigen und ihn umdrehen konnte. Könnt Ihr Euch so etwas heute noch vorstellen, aus einem Golf zu steigen, ihn an der Stoßstange zu packen und ihn umzudrehen?
Türen gab es übrigens auch nicht, sondern nur weit ausgeschnittene Seitenwände und ein Notverdeck. So kurz nach dem 2. Weltkrieg war man aber glücklich damit, denn Hauptsache war, sich wieder ein Auto leisten zu können. Die Straßen waren auch nicht die besten; die 70 Stundenkilometer, die der F125 Spitze fuhr, reichten ebenfalls aus. Sprüche wie "Zeit ist Geld" kannte man damals nicht.
Schuco und der Kleinschnittger
Der Kleinstwagen kostete damals 2.300 Mark, doch die Ansprüche der Kundschaft stiegen ebenso schnell an, wie das Wirtschaftswunder seinen Lauf nahm. Bis zu seiner Einstellung entstanden 2.980 Fahrzeuge; ein größeres Nachfolgemodell fand keinen Anklang, die Firma ging in Konkurs. Dennoch hat sich das kleine Auto einen Platz in den Herzen der Oldtimerfans bewahrt, wie das schöne Video von Sporti1200 oben in diesem Artikel zeigt.
Wunderschöne Details
Wie dem Transporter von Volkswagen, so hat Schuco auch dem Kleinschnittger F125 das volle Maß an Aufmerksamkeit gewidmet und die Linien des Kleinstwagens exakt in den Maßstab 1:18 umgesetzt. Die Lackierungen, die Chromrahmen um die Windschutzscheibe; mit und ohne aufpreispflichtigem Außenspiegel. Blinker, Sitze, knopfartige Rückleuchten: Eine sehr gute Qualität beim Modellbau – das Ergebnis ist ein sehr gutes Set, das auf Schreibtischen und in Vitrinen ein außergewöhnlicher Blickfang ist und an die große Zeit des Wiederaufbaus Deutschlands erinnert.