Einige von Euch werden es kaum glauben, aber selbst ich verlasse manches Mal den Schreibtisch um zu sehen, wie die Welt draußen aussieht. Gestern beispielsweise ging es zur Monumentenstraße 15 in Berlin. Nein, nicht um die neuesten Supersportwagen zu besichtigen, sondern um Fahrzeuge zu sehen, die durch ihre Größe wie auch durch ihre Geschichte zu faszinieren wissen: Im Depot für Kommunalverkehr des Deutschen Technikmuseums in der früheren Schnelltriebwagenhalle der Reichsbahn wurden mehr als 50 Fahrzeuge zusammengetragen, die insgesamt 150 Jahre Geschichte des Öffentlichen Personen Nahverkehrs von Berlin und anderer Städte nacherzählen. Bei freiem Eintritt ermöglicht ein Besuch des nahe des Viktoriaparks gelegenen, 4.000 Quadratmeter großen Lokschuppens die Begegnung beispielsweise mit dem ersten Berliner Pferdestraßenbahnwagen.
Früh infiziert vom Bus
Für mich persönlich waren die Doppeldeckerbusse der Anreiz für den Besuch. Vorausschicken muss ich, dass mein Vater Busfahrer bei den Stadtwerken Solingen gewesen ist und ich als kleiner Junge sehr oft mit im Bus gesessen habe, wenn Papa Dienst hatte.
Mein Herz gehörte damals wie heute den Nischenmodellen: In Solingen waren es die Oberleitungsbusse, die rein elektrisch betrieben im Grunde die heutige Diskussion um Elektroautos längst vorweggenommen haben.
In Berlin – der Ort, den die Familie stets besucht hat, um den 1961 im Osten verbliebenen Onkel und dessen Kinder zu treffen – waren es die Doppeldeckerbusse, die mich mitten ins Herz getroffen haben. Und von denen gibt es im Lokschuppen an der Monumentenstraße viele zu sehen.
Doppeldeckerbusse als Highlights
Da wären zu Beispiel die Respekt einflößenden Schnauzenbusse der 1920er- und 1930er-Jahre, deren Motor vor der Vorderachse viel Fahrerisches Geschick erfordert hat – etwa beim Abbiegen oder Rangieren – und sehr bedrohlich wirkt, wenn man so etwas auf sich zufahren sieht.
Meine Favoriten sind jedoch die Doppeldecker wie der Typ Büssing D2U, den es bis 1963 noch mit offenem Ein- und Ausstieg im Heck und danach mit Falttür gegeben hat. Dieses Modell prägte das Stadtbild von Berlin zwischen 1951 und 1978. Mit in der Sammlung auch ein Büssing DE, ein Doppeldecker also für den Einmannbetrieb, wie die Buchstabenkombination verrät und von 1964 bis 1974 im Betrieb. Ein solcher bietet an den Sonntagen im September auch Mitfahrgelegenheiten. Sein Nachfolger bei der BVG wurde der MAN SD 200, intern als SD 74 bezeichnet.
Straßenbahnwagen neben S-Klasse
Das Depot zeigt darüber hinaus einen Stromlinienbus von Opel aus 1938 und 14 Straßenbahnwagen unterschiedlicher Epochen; eine sogar mit dem sogenannten Menschenabweiser vorne zur Abwehr von Vieh und Menschen – eine etwas unschöne, aber der Sache den Menschen zu schützen doch eine zweckdienliche Einrichtung. Dass ein Elektrobus aus Düsseldorf ebenfalls den Weg in das Depot gefunden hat, erfreut den ehemaligen Einwohner der Landeshauptstadt von NRW.
In der Sammlung sind aber auch herausragend gut erhaltene Personenwagen zu sehen, wie ein NSU Ro 80 oder jeweils ein Mercedes-Benz W 123 und W 116. Die Öffnung des Depots wird ermöglicht durch die Mitglieder des Vereins "Freunde und Förderer des DTMB e.V." (FDTM). Am kommenden Sonntag, den 27. September 2015 ist das Depot von 10:00 Uhr bis 18:00 Uhr letztmalig für dieses Jahr zu besichtigen.