Der Autor dieses Artikels verliebt sich gerade wieder neu. Nein, nicht in eine Dame, sondern in die Marke mit dem Namen Minichamps. Mit den Modellautos nach Vorbildern des BMW M3 (E30) und den Porsche 956 war es sowieso schon fast um’s Herz geschehen, doch der Ford Capri Turbo der Gruppe 5 aus der Deutschen Rennsport Meisterschaft 1979 trifft dermaßen den Nerv eines Vollblut-Modellauto-Fans, dass sachliches Berichten kaum mehr möglich ist.
Aber wie das nun einmal ist in der Liebe: Man(n) muss die Emotionen auch im Zaum halten können – und daher schauen wir uns die Neuheit aus dem Hause Minichamps mit kühlem Kopf und klarem Verstand genauer an: Das Modellauto ist auf nur 1.440 Einheiten begrenzt und kostet unter der Artikelnummer 100798601 exakt 149,95 Euro. Und: Es ist aus Zinkdruckguss, Motorhaube und Türen sind also als Funktionsteile ausgeführt.
Ford Capri Turbo 1979? DRM?
Die Deutsche Rennsport Meisterschaft – kurz DRM genannt – war im Zeitraum von 1972 bis 1985 die wichtigste deutsche Serie im Motorsport. Sie war die Nachfolgerin der von 1960 bis 1971 ausgetragenen Deutsche Automobil-Rundstrecken-Meisterschaft (DARM) und letztlich die Vorgängerin der DTM – Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft. Auf diese folgte, wie Sie alle wissen, die heute noch aktuelle Deutsche Tourenwagen-Masters. Die DRM wurde seinerzeit in 2 Divisionen und nach dem FIA-Reglement der Gruppe 2 ausgetragen: Mit Fahrzeugen bis 2,0 Liter und Autos bis 4,0 Liter Hubraum.
Ford erwies sich in den ersten 5 Jahren der DRM als dominierende Marke und gewann jedes Jahr. 1977 wurde die DRM um Autos nach dem FIA-Reglement der Gruppe 5 ergänzt, die über fette Verbreiterungen und große Spoiler verfügten: Die Zeit der Ford Capri Turbo begann; die Zeit des Vorbildes zu unserem Modell also.
Optische Basis war der Capri III
Ihre Gegner waren die Porsche 935, die in Fan-Kreisen zu den legendärsten Rennwagen gehören. Der Ford Capri Turbo der DRM-Saison 1979 war optisch an die 3. Generation des Serienwagens angelehnt, die mit Modelljahr 1978 in den Handel kam. Die über die Scheinwerfer gezogene Fronthaube und aerodynamische Änderungen sowie neue Stoßstangen grenzten sie vom Capri II ab.
Der Rennwagen wurde von Zakspeed aus Niederzissen aufgebaut, verfügte über einen Gitterrohrrahmen mit einer darüber gelegten Außenhaut, war also ein reinrassiges Renngerät und keine Variante auf Serienbasis. Der Antrieb: 1,4 Liter Hubraum, befeuert von einem Abgas-Turbolader und damit in der Spitze bis knapp 441 kW / 600 PS gut; der Ladedruck wurde dazu per Handrad bis zum Anschlag erhöht. Bis zu 300 Kilometer pro Stunde waren drin. Das Rennen wurde aber mit etwa 295 kW / 400 PS gefahren.
Das Modellauto im Check
Im Jahr 1980 wurde der Hubraum auf 1,8 Liter erhöht und damit per Drehen am Ladedruck rund 478 kW / 650 PS erzielt. Doch zurück ins Jahr 1979, zu unserem Modellauto. Der am 31. August 1948 im österreichischen Zell am See geborene, aber mit deutscher Lizenz fahrende Harald Ertl steuerte das Vorbild zu unserem Modell des Ford Capri Turbo auf den 10. Platz der Gesamtwertung der DRM 1979; in der leistungsschwachen 2. Division, wohlgemerkt.
Erstmals 1974 gestartet machte Ertl 1976 Schlagzeilen, weil er einer der Retter von Niki Lauda aus dessen brennendem Ferrari am Nürburgring war. Ertl selbst verunglückte an Bord einer Beechcraft Bonanza am 07. April 1982 auf einem Flug in den Urlaub tödlich. Somit setzt das formal und in seiner Anmutung das Vorbild perfekt treffende Modellauto auch dessen Fahrer ein Denkmal – ein perfektes dazu.
Die Details sind überragend
Minichamps hat sich glücklicherweise dazu entschieden, den Ford Capri Turbo aus Zinkdruckguss herzustellen und somit das Hauptmaterial zu wählen, das es den Fans ermöglicht, Türen und Hauben zu öffnen. Ein Blick durch die Türen ins Interieur offenbar eine sensible, filigrane Nachbildung des vorbildgerecht kargen Armaturenbretts – das diesen Namen auch echt noch verdient – sowie den Überrollkäfig.
Der Motor ist eine bis zum Turbolader und den Antriebsriemen der Aggregate hin perfekte Nachbildung. Kühler, Zündkabel und Behälter sind kenntnisreich nachgebaut. Die in den Speichen durchbrochen ausgeführten BBS-Leichtmetallfelgen sind ein Eyecatcher. Sie sehen schon – bei den zahlreichen Details, die das Modell dieses Rennsportwagens dem Sammler bietet, da kann das Herz nicht unberührt bleiben: Minichamps, we love you.