So richtig mitgespielt hat das Wetter am vergangenen Wochenende in Berlin nicht: Die Autos, die zur 30. Saisoneröffnung und den Oldtimertagen Berlin-Brandenburg zur Classic Remise in die Wiebestraße in Berlins Stadtteil Moabit unterwegs waren, wurden von Regen begrüßt. Später am Mittag blieb es trocken, wurde wärmer, und letztlich entpuppte sich diese Lage als ideales Klima, um sich entspannt und in aller Ruhe den alten und noch älteren Fahrzeugen zu widmen. In unserem Ladengeschäft war es zeitweise so voll, dass vor lauter Kunden kaum mehr Modellautos zu sehen waren – was uns gefreut hat. Höhepunkt des Wochenendes aus unserer Sicht war jedoch der Auftritt von Heidi Hetzer und ihrem Hudo; dem Oldtimer, mit dem die 1937 geborene Berlinerin die Welt umrundete. Die Zuhörer kamen in Scharen und waren mucksmäuschenstill. Emotionen pur!
Im Vordergrund der Oldtimertage standen natürlich die Autos, von denen das ehemalige Straßenbahndepot viele zu bieten hatte. Die zahlreichen Besucher schauten sich die privaten Wagen in den gläsernen Boxen an und schlenderten an den teils sündhaft teuren Porsche 911 und Mercedes-Benz SL Pagode und 190 SL W 121 II vorbei. Das Interesse an Fahrzeugen dieser Marken war groß; wir kennen das im Bereich der Modellautos ja nicht anders. Ein Grund, die Classic Remise an den Oldtimertagen zu besuchen ist auch das leckere Catering: Neben der klassischen Currywurst gab es ein hervorragendes Chili con carne zu freundlichen 3,50 Euro. Die Fahrt mit dem Fahrkorb eines Kranunternehmens ist hingegen kostenlos: Auf 35 Meter bringt der Steuermann des Korbes die Passagiere, denen sich ein toller Blick über Berlin bietet. 52 Meter könnte er maximal erreichen.
Heidi Hetzer in der Classic Remise
Im Außengelände: Verkaufsstände mit Reparaturanleitungen, Kfz-Ersatzteilen, Werbematerial oder Modellautos aus zweiter Hand: Ein Trödelmarkt der allerfeinsten Art für Fans alter Autos. Zu diesen gehört sicher Heidi Hetzer, mit ihrem Hudson Great Eight aus 1930 um die Welt gefahren ist. Im Sommer 2014 gestartet erreichte sie nach mehreren Zwangspausen am 12. März 2017 das Brandenburger Tor in ihrer Heimatstadt Berlin. Es war klar, dass die Unternehmerin und Rallyefahrerin mit ihrem Hudo genannten Oldtimer zur Classic Remise kam. Dort plauderte sie von den Schrauben der Ölwanne, von teils desorientierten Mechanikern Afrikas, die die Pleuel einfach so reinhauen würden in den Motor, von Trittbrettfahrern dort, die sich kein Busticket leisten konnten und einfach bei ihr mitfuhren.
Heidi erzählte so locker, flockig und unterhaltsam von ihrer Weltreise, dass es wunderbar war, ihr zuzuhören. 20.000 Euro habe sie ohne Unterstützung von Sponsoren für Benzin ausgegeben; mit Verlagen verhandelt sie z.Zt. über ein Buch zu ihrer Reise. Bei den Zuhörern war zu vernehmen, dass diese vor allem den Mut der heute 80-Jährigen bewundern, sich in die Weiten der Kontinente als Frau so etwas zu trauen. Zumal ihr Achtzylinder namens Colin ja mehr als einmal lebenserhaltende Reparaturen benötigte. Nach Ägypten wolle sie noch, so die ehemalige Opel-Händlerin, die sich nach der Fragerunde einfach in ihren Hudo setzte und von dannen fuhr, als wäre es ein Astra vom Fließband der Gegenwart. Was unter dem Strich bleibt? Ein Besuch in der Classic Remise lohnt sich immer. Ist aber Heidi Hetzer da, geht er mitten ins Herz.