Könnt Ihr etwas mit dem Namen Brütsch anfangen? Ein paar liebe Mitmenschen gefragt und immer dieselbe Antwort erhalten: Nein. Es ist ja nun auch schon längere Zeit her, dass der Unternehmer Egon Brütsch sich als Hersteller von Kleinstwagen betätigt hat. Die Marke startete 1951 den Bau der knutschkugelig wirkenden Fortbewegungsmittel. Schuco jedoch hat sich erinnert und mit dem Set der Artikelnummer 450227000 ein wunderschön anzusehendes Angebot auf den Markt gebracht, das ein zeitgenössisches Bild nachzeichnet, wie es einst auf den Straßen zu sehen war: Ein Mercedes-Benz 170 V liefert 2 Fahrzeuge Brütsch Mopetta aus, in dem der Benz die Kleinen einfach huckepack nimmt. Gute, alte Zeit: Könnt Ihr Euch vorstellen, dass eine S-Klasse 2 Smart auflädt und zu den Kunden bringt?
Was genau war Brütsch für eine Firma?
Ob vom Taschengeld des Vaters gefördert oder mit eigenem Geld, das wissen wir nicht: Egon Brütsch lebte von 1904 bis 1988, war Sohn eines Stuttgarter Strumpfherstellers und übte von 1929 bis 1931 den Beruf des Motorrad- und Automobilrennfahrers aus. 1951 stieg er ins Autogeschäft ein und begann mit der Fertigung von Kleinwagen mit Kunststoffkarosserien. Die Erfahrung dazu hatte er, denn von 1935 bis 1950 fuhr er teilweise in selbst gebauten Autos Rennen. Seine ersten Prototypen hörten auf die Namen Eremit, 400 und Zwerg. Stellt Euch vor, Ihr werdet im Club gefragt, "hey, was fährst Du?" und Ihr antwortet "einen Zwerg". Ob Ihr da das passende Mädel für die Fahrt ins Wochenende hättet erobern können? Damals sicher bestimmt, denn Mobilität war für viele nur mit Kleinstwagen möglich.
Brütsch und die Verkaufszahlen
Die ersten Brütsch verfügten über Kunststoffkarosserien mit Eintakt-Zweizylindern, maßen in der Länge etwa 2 Meter und brachten 100 Kilogramm auf die Waage. Schon 3 Sitze hatte der Brütsch 200 Spatz zu bieten, der mit seinem 200 Kubikzentimeter großen Fichtel & Sachs-Motor rund 90 Kilometer pro Stunde erreichte. Der Brütsch Zwerg war von 1955 bis 1957 zu haben: Der Zweisitzer war ähnlich motorisiert und wurde als Lizenzbau in Frankreich unter dem Namen Avolette verkauft. Die Verbreitung in Deutschland hielt sich in überschaubaren Grenzen: 12 Exemplare wurden abgesetzt. Der Brütsch Mopetta wurde von 1956 bis 1958 angeboten und kam mit 14 Stück auch nicht wirklich in den Bereich der Massenfertigung. 5 davon sollen davon heute noch erhalten sein; einen haben wir auf Youtube entdeckt.
Mehr Fahrzeuge hat da Mercedes-Benz vom Typ 170 V verkauft, der hier als Lieferwagen regelrecht missbraucht wird: 71.973 Exemplare fanden als Limousine und Cabriolet ihren Weg zum Kunden. Der intern W 136 genannte 170 V debütierte auf der 26. Internationalen Automobil- und Motorrad-Ausstellung (IAMA) in Berlin schon 1936, wurde aber als einziges Vorkriegs-Modell nach dem 2. Weltkrieg weitergebaut. Schuco hat die auf 1.000 Stück limitierten Modellautos liebevoll detailliert verkleinert, die Anmutung der Vorbilder sehr gut getroffen und den verdienten Meilensteinen im Autobau damit ein schönes Denkmal gesetzt. Und so wird das Sammeln auch ein Stück weit zum Geschichtsunterricht.
Vom 17. bis 20. März 2016 begrüßt Sie das Team von ck-modelcars auf der Retro Classics Stuttgart. Wir sind zu finden im Eingangsbereich der Halle 4, Stand 4B01.