Beim großen Jubiläumsrennen starteten 16 Autos in der Spitzenkategorie. Im kommenden Jahr stoßen BMW, Lamborghini, Alpine und weitere Hersteller auch noch dazu.
Doch aller Anfang ist bekanntermaßen schwer. Vor ihrer Einführung wurden die Regularien für die Hypercars umfangreich ausgehandelt. Etliche Hürden mussten genommen werden – darunter der Rückzieher von Aston Martin, die Fusion mit den Regelmachern der US-amerikanischen IMSA-Meisterschaft und nicht zuletzt die dünnbesetzten ersten beiden Hypercar-Jahre. Denn 2020 und 2021 startete Toyota als einziges Werksteam gegen eine Handvoll unterlegener Privatiers und Altwagen aus der vorhergehenden LMP1-Klasse. Die nun angebrochene Blütezeit der Hypercars war also lang erwartet.
Ganz ähnlich verlief die Entwicklung in Le Mans Mitte der 90er Jahre. Ein langer Weg musste gegangen werden, bis Audi, BMW, Mercedes, Toyota, Nissan und Panoz Seite an Seite um den Gesamtsieg kämpften. Nach dem Aus der Gruppe C-Regularien im Jahr 1994 waren seriennähere GT-Autos vorgesehen. Doch zunächst gewann der Dauer-Porsche – ein überarbeiteter 962 aus Gruppe C-Zeiten – indem das Team ein Schlupfloch im Regelwerk nutzte. Im Folgejahr kämpften die ersten aufkommenden GT1-Fahrzeuge gegen reinrassige Prototypen der sogenannten WSC-Klasse, die auf der Papierform im Vorteil waren. Doch in der komplett verregneten Le Mans-Ausgabe von 1995 verschwammen die Leistungsunterschiede zwischen den Kategorien und ein GT1-Auto hatte am Ende die Nase vorne.
McLaren gewann die 24 Stunden von Le Mans mit dem unvergessenen F1 GTR. Die Straßenvariante des Supersportwagens war bis zur Einführung des Bugatti Veyron der schnellste Serienwagen der Welt. Und auch die Rennvariante war von Beginn an erfolgreich. Der F1 GTR dominierte damals die BPR Global GT Series, den Vorläufer der späteren FIA GT. Nach Le Mans wurden alle sieben Chassis geschickt, die bis dahin gebaut worden waren. Dort setzte McLaren der guten Bilanz seines Autos mit dem Sieg beim ersten Anlauf an der Sarthe die Krone auf. Der Teamname Kokusai Kaihatsu Racing klang japanisch, war allerdings auf den Sponsor zurückzuführen. Einsatzteam war die britische Mannschaft Lanzante Motorsport, die den McLaren F1 GTR auch erfolgreich in der BPR Global GT Series an den Start brachte. Designer des Autos war der bekannte Gordon Murray, der unter anderem auch für einige McLaren-Formel 1-Wagen verantwortlich zeichnete. Als Murray den Straßenwagen gestaltete, hatte er nie eine Rennversion vorgesehen und musste später von dem Vorhaben erst überzeugt werden. Spätestens der Le Mans-Sieg dürfte gezeigt haben, dass der Entschluss richtig war. Den Wagen steuerten Yannick Dalmas, JJ Lehto und Masanori Sekiya. Die beiden Letztgenannten fuhren damit den ersten Le Mans-Sieg für einen Finnen respektive einen Japaner ein.
Mit dem Übergang von der BPR Global GT Series zur FIA GT wurde die Rennversion des F1 GTR weitreichend modifiziert. Optisch waren die Eingriffe vor allem an der längeren, auf Downforce ausgelegten Karosserie zu erkennen. Der Le Mans-Siegerwagen von 1995 wurde allerdings sofort aus dem Betrieb zurückgezogen und fuhr keine weiteren Rennen mehr.
Der McLaren F1 GTR könnte noch für lange Zeit das einzige Siegerauto des britischen Herstellers bleiben. Ein Hypercar-Programm hat der McLaren nämlich bislang nicht in Aussicht gestellt. Zumindest für die 2024 eingeführte GT3-Klasse hätte McLaren ein passendes Auto, bräuchte aber den Segen des Veranstalters, um einen Startplatz zu bekommen. Der ACO hat nämlich angekündigt, Hersteller mit einem Hypercar-Engagement bei der Vergabe der GT3-Plätze zu priorisieren.
Bis dahin bleibt McLaren-Fans das Modell aus dem Hause Solido, die den Le Mans-Sieger im Maßstab 1:18 herausgebracht haben. Die Vorderräder sind lenkbar, die Türen lassen sich öffnen und der Innenraum wurde originalgetreu nachgebildet.
McLaren F1 GTR #59 Sieger 24h LeMans 1995 Lehto, Dalmas, Sekiya 1:18 Solido, UVP 59,95 €, Art-Nr.: S1804106