Unter der Artikelnummer B66056162 hat das Label Autocraft Modellautos zum Mercedes-Benz T 80 herausgebracht. Der Bau dieses Fahrzeugs ging auf den Rennfahrer Hans Stuck zurück, der damit demonstrieren wollte, dass Deutschland die schnellsten Autos der Welt baut. Doch wegen des Ausbruchs des 2. Weltkrieges kam es dazu nicht mehr. Zur Freude der Historiker ist der Weltrekordwagen jedoch erhalten geblieben und kann heute bis ins letzte Detail besichtigt werden. Und an spannenden Details hat der Typ 80 wahrlich einiges zu bieten: Vor allem aber den DB 603 Flugmotor. So zierlich die Modellautos auf unseren Bildern auch aussehen, so gewaltig sind auch im Maßstab 1:43 ihre Abmessungen: Immerhin misst das Vorbild in der Länge 8,240 Meter; im Modell also 19,2 Zentimeter! Rund 11,5 Zentimeter lang ist eine S-Klasse in derselben Baugröße. Widmen wir uns also dem Vorbild und dem Modell.
Während die anderen Mercedes-Benz Rekordwagen der 1930er-Jahre auf der Basis erfolgreicher Grand-Prix-Rennwagen entstehen, wird der T 80 komplett neu entwickelt. Mit diesem Fahrzeug stößt das Stuttgarter Unternehmen in andere Dimensionen vor. Das betrifft die anvisierte Geschwindigkeit wie auch die Abmessungen. Im Auftrag von Mercedes-Benz entwirft das Konstruktionsbüro Porsche ein von einem Flugmotor angetriebenes Fahrzeug mit drei Achsen. Die Radstände betragen 3.550 und 1.280 Millimeter: Gemeint ist der Abstand von der Vorderachse zur vorderen Hinterachse sowie zwischen den beiden Hinterachsen. Der Motor ist vor der ersten Hinterachse hängend eingebaut. Er überträgt seine Kraft auf die beiden als Pendelachsen ausgelegten hinteren Achsen. Auf ein Getriebe verzichten die Konstrukteure wegen des hohen Drehmoments.
Der hängende Einbau des Motors entspricht der Position im Flugzeug. So lässt sich der Stirnwiderstand des Fahrzeugs möglichst niedrig halten. Der T 80 erreicht mit seiner aerodynamisch optimierten, schmalen Stromlinienkarosserie einen cW-Wert von 0,18. Die Karosseriebeplankung wiegt nach Mercedes-Benz Angaben vom 06. Juni 1940 exakt 132,5 Kilogramm. Sie wird von einem Gitterrohrrahmen getragen, der 124,5 Kilogramm wiegt. Der Motor bringt komplett mit Schwungrad 808 Kilogramm auf die Waage. Insgesamt erreicht der T 80 ein Trockengewicht ohne Betriebsstoffe und Fahrer von knapp 2.900 Kilogramm. Das ist von erheblicher Bedeutung: Das Fahrzeug ist weniger als halb so schwer wie die damaligen britischen Konkurrenz-Rekordwagen. Die Aufnahmen für die nicht fest mit der Karosserie verbundenen Seitenflossen sind am Gitterrohrrahmen angebracht.
Diese Flossen, deren Gestaltung Autocraft in der Anmutung ebenso perfekt getroffen hat, wie den Gesamteindruck des T80, erinnern an die Tragflächen eines Flugzeugs, haben aber das umgekehrte Profil und erzeugen Abtrieb statt Auftrieb. Acht Schnellverschlüsse verbinden die gesamte Karosserie mit dem Fahrgestell, das aus einem Leiterrahmen mit Längsträgern aus Ovalrohren besteht. Der T 80 hatte damals schon vier pneumatische Wagenheber mit Zentralanschluss. Die vordere Spurweite beträgt 1.300 Millimeter. Die beiden Hinterachsen haben mit 1.320 und 1.180 Millimetern unterschiedliche Spurweiten und folgen damit dem nach hinten schmaler werdenden Profil der Karosserie.
Der Motor des T 80
In den aus hochwertigem Polyurethan-Gießharz Resine gefertigten Modellautos ist vom Motor nicht viel zu sehen. Der DB 603 gehört zu einer Familie großer Flugmotoren, deren Entwicklung bei Mercedes-Benz im Jahr 1927 begann. Beim serienmäßigen Einsatz in Flugzeugen wie den Dornier-Typen Do 217 und Do 335, der Heinkel He 219, den Messerschmitt Me 309 und Me 410 sowie der Focke-Wulf Ta 152 erreicht der DB 603 in der Spitze 2.200 kW / 2.750 PS. Nimmt man die Leistungssteigerung des DB 601 für die Flugrekorde 1938 und 1939 gegenüber dessen Serienversion als Beispiel, dann schien eine mögliche Leistungssteigerung des DB 603 mit seinen zwölf Zylindern für den Einsatz im Rekordwagen T 80 auf bis zu 2.574 kW / 3.500 PS realistisch, eventuell sogar auf 2.647 kW / 3.600 PS, so die Daimler AG. Ziel: 600 Kilometer pro Stunde auf einer deutschen Autobahn.
Damit soll aus Imagegründen in Deutschland eine Geschwindigkeit gefahren werden, die zuvor kein Landfahrzeug erreicht hat. Zu dieser Zeit stellen nämlich britische Fahrer immer neue Rekorde auf nordamerikanischen Strecken auf: Malcolm Campbell erreicht am 03. September 1935 mit „Blue Bird“ 484,62 Stundenkilometer über die fliegende Meile. George Eyston knackt am 19. November 1937 mit „Thunderbolt“ die 500. Und John Cobb legt am 23. August 1939 mit dem „Railton Special“ einen neuen Rekord von 595,04 Kilometer pro Stunde vor. Dementsprechend verschiebt sich die mit dem T 80 geplante Geschwindigkeit von 550 zunächst auf 600 und schließlich sogar auf bis zu 650 Stundenkilometer. Bis dahin war der Geschwindigkeitsweltrekord auf öffentlichen Straßen von Rudolf Caracciola am 28. Januar 1938 mit dem Mercedes-Benz W 125 und 432,7 Kilometer pro Stunde die Bestmarke.
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