Vor 2 Tagen konnten wir Mercedes-Benz zum Gewinn der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft in der Formel 1 2015 gratulieren. Erfolgreiche Autos zu konstruieren, das war allerdings schon immer Sache der Stuttgarter. Eines der begehrenswertesten Fahrzeuge war der 300 SL, der als Flügeltürer weltweit zur Legende und von 1954 bis 1957 produziert wurde. Als Roadster fand er in den Jahren 1957 bis 1963 viele Liebhaber, blieb aber auch damals für viele Menschen unerschwinglich.
Viel günstiger – aber nicht einen Deut weniger attraktiv – war der dem 300 SL optisch sehr ähnliche Sportwagen mit der Verkaufsbezeichnung 190 SL, der intern auf die Baureihenbezeichnung W 121 II hörte. Kein Auto aus dem Stuttgarter Konzern wirkt heute so knuffig, liebenswürdig und charmant, wie der 190 SL, so meine Ansicht zum Vorbild des Modells, das uns Norev im Maßstab 1:18 beschert und das den Zeitgeist der damaligen Epoche des Wirtschaftswunders gekonnt einfängt.
Eleganz im Stil der Zeit – Chrom, wohin man schaut
Das Team aus Vaulx-en-Vaulin schuf mit dem 190 SL eine Miniatur, deren Anmutung und Linien sich exakt mit dem Design des Vorbildes decken. Die Ingenieure haben es geschafft, dem Modell genau den Look und die Proportionen mit auf die Räder zu geben, wie das Auto sie auf die Straße bringt. Der kleine 190 SL bekam einen, am 300 SL orientierten, vorbildgerechten, chromgerahmten Kühlergrill mit breiter Chromspange sowie verchromte Stoßstangen, chromumfasste Scheinwerfer und die für die damalige Zeit typischen Stoßfängerhörner am Heck. Es glänzt und glitzert auch am Rahmen der Windschutzscheibe, den Scheibenwischern und an den Felgen, die Radkappen in Wagenfarbe und Chromringe tragen. Auch das vorbildgerecht gestaltete Armaturenbrett – gibt es ein schöneres Cockpit in einem Auto auf dieser Welt? – erhielt viel Chrom, bis hin zu den Fensterkurbeln.
Uhrensammlung und Schminkspiegel
Die Miniatur begeistert durch eine sich filigran präsentierende Uhrensammlung, ein ebensolch zartes Lenkrad mit Hupring, die gegen Aufpreis erhältliche Uhr im Handschuhkastendeckel und den kleinen weißen Schaltknauf auf dem silbergrauen Schalthebel. Die Oberseite des Armaturenbretts ist in der Farbe des Innenraums gehalten; die Armaturentafel an sich in Wagenfarbe. Innenverkleidungen und Sitze wurden in ihrer Form exakt wiedergegeben.
Die Außenspiegel gab es seinerzeit nur auf der linken, der Fahrerseite. Der Innenspiegel findet sich beim Modell in Chrom auf der Armaturentafel-Oberseite. Ob er auch als Schminkspiegel gedient hat? Der W 121 wurde unter anderem auch durch eine prominente Prostituierte bekannt: Rosemarie Nitribitt fuhr einen der 25.881 edlen Mercedes, die wahlweise auch mit einem Hardtop ausgeliefert worden sind.
Produktionsmethoden von heute schon damals
Besonders gut gefällt die Nachbildung des Vierzylinder-Motors, der beim Vorbild 77 kW / 105 PS geleistet hat und somit ungefähr halb so stark war, wie der Motor des großen Bruders 300 SL. Der Modellmotor und sein Umfeld wurden von Norev vierfarbig nachgebaut; er bietet Zündverkabelung ebenso wie eine schöne, vorbildgerechte Haltestange für die vorne angeschlagene Motorhaube.
Während die beim Modell wie der Rest auch aus Zinkdruckguss besteht, erwies sich das Vorbild schon damals als sehr gewichtsbewusst: Während die Karosserie des 190 SL aus Stahlblech hergestellt wurde, setzten die Ingenieure bei der Fabrikation von Motorhaube, Kofferraumklappe, Türschwellen- und Türhaut bereits auf das leichtere Aluminium. Viele Bauteile wie zum Beispiel die leicht verkürzte Bodengruppe basierten auf der 1953 vorgestellten Limousine 180 (W 120), was Kosten sparte.