Astrein in der Verarbeitung, perfekt darin wie die Linien der Vorbilder getroffen wurden und super in Look und Anmutung – das ist das Fazit unseres Checks der Modelle des facegelifteten Porsche 911 vorweggenommen, die erstmals seit gefühlt 2.000 Jahren nicht von Minichamps, sondern von Herpa in Dietenhofen in den Maßstab 1:43 umgesetzt werden. Schon am 14. September haben wir es gewusst, dass ein Richtungswechsel in Zuffenhausen stattgefunden haben muss: Dass der Porsche 911 – eines der meistgefragten Modellautos überhaupt – jetzt von einem anderen Hersteller kommt, ist eine echte Sensation. Die Werbemodelle haben die bei Porsche übliche Verpackung erhalten und sind ab sofort in 4 Versionen zum Preis von jeweils 54,95 Euro zu haben. In einem Finish, das uns echt vom Sockel haut. Oder das uns die Schuhe auszieht. Oder beides. Aber immer: Kompliment an Herpa.
Was ist neu beim Porsche 911?
Der intern 991/II genannte Porsche 911 wurde auf der IAA 2015 mit einem überarbeiteten Styling an Front und Heck vorgestellt, doch die wesentliche Neuerung ist, dass es jetzt keinen 911 mehr ohne Turbolader gibt. Auf Deutsch: Jetzt ist jeder 911 ein Turbo! Äußerlich erhält der Neunelfer neue Scheinwerfer mit Vierpunkt-Tagfahrlicht, schalenlose Türgriffe, einen neu gestalteten Heckdeckel mit vertikalen Lamellen und neuen, skulptural ausgeformten und mehr Tiefe bietende Heckleuchten – unter anderem mit den charakteristischen Vierpunkt-Bremsleuchten. Die neuen Modelle des seit Jahrzehnten meistverkauften Sportwagens der Welt sind ab Dezember 2015 grundsätzlich mit Turbo-Motoren unter der überarbeiteten Haube ausgestattet, erhalten ein neues Infotainment-System und – erstmals bei den Carrera – eine Hinterachslenkung.
Das Wichtigste ist doch der Motor, oder?
Durch die Umstellung auf den Turbo leisten die Porsche 911 Carrera nun jeweils 20 PS mehr und versprechen laut Hersteller ein noch intensiveres Fahrerlebnis. Unter der Motorhaube steckt eine komplett neue Motorengeneration mit Biturbo-Aufladung: 272 KW / 370 PS leistet der 911 Carrera sowie 309 kW / 420 PS der Carrera S. Beide Antriebssätze holen ihre Power aus 3,0 Litern Hubraum; die höhere Leistung des 911 Carrera S ergibt sich aus dem Einsatz von Turboladern mit geänderten Verdichtern, einer spezifischen Abgasanlage und einer anders abgestimmten Motorsteuerung. Das Maximale Drehmoment wurde jeweils um 60 Newtonmeter (Nm) gesteigert. Der Carrera bringt 450 Nm, der Carrera S 500 Nm auf die Straße; konstant von 1.700/min bis 5.000/min anstehend. Daraus ergeben sich natürlich auch neue Fahrleistungen.
1,0 Liter weniger Kraftstoff auf 100 Kilometer
Das 911 Carrera Coupé mit Sport-Chrono-Paket und Porsche-Doppelkupplungsgetriebe (PDK) sprintet von 0 auf 100 Kilometer pro Stunde in 4,2 Sekunden und ist damit 2/10 Sekunden schneller als sein Vorgänger; der Carrera S mit derselben Ausstattung braucht dazu nur 3,9 Sekunden. Leicht zugelegt haben die beiden Neunelfer auch in der Höchstgeschwindigkeit: Die liegt nun beim 911 Carrera bei 295 Stundenkilometer; der 911 Carrera S erreicht jetzt 308 Kilometer pro Stunde, also 6 beziehungsweise 4 Stundenkilometer mehr.
Die neue Motorengeneration ist je nach Modellvariante um knapp 12 Prozent sparsamer, der Verbrauch sinkt um bis zu einem Liter pro 100 Kilometer. Der 911 Carrera mit PDK-Getriebe begnügt sich jetzt mit nur noch 7,4 Litern Kraftstoff auf 100 Kilometer (minus 0,8 Liter auf 100 Kilometer), der 911 Carrera S mit PDK liegt bei 7,7 Litern.
Die Modellautos: Erste Sahne
Neue Serienräder mit 5 schlanken Doppelspeichen tragen Reifen mit reduziertem Rollwiderstand und gesteigerter Performance. Bei allen Varianten wächst zudem die Breite der hinteren Felgen um 0,5 auf 11,5 Zoll, und die Hinterreifen des 911 Carrera S messen nun 305 statt 295 Millimeter. Das neue Lenkrad orientiert sich an dem des 918. Und damit wären wir bei den Modellautos des 991/II. Herpa hat sich erfolgreich außerordentlich viel Mühe gegeben. Das Finish der Innenausstattung der Modelle steht dem von Minichamps in nichts nach: Die Gestaltung von Armaturentafel, Mittelkonsole sowie den Sitzen hat Herpa perfekt getroffen. Die Einfärbung von Schaltern, Dekorleisten und Instrumenten ist sehr sauber, gründlich und vorbildgerecht ausgeführt. Die Türinnenverkleidungen, Oberflächen der Sitze und beim Cabrio die Gestaltung des zurückgeklappten Verdecks: Handwerklich erste Sahne.
4 Modelle, 2 Farben – vorerst
Herpa hat aber auch die Anmutung des Vorbildes vorzüglich in den Maßstab 1:43 umgesetzt, die für Formenbauer immer schwer in den Griff zu bekommenden Rundungen des neuen 911 ohne jeden Anlass zur Kritik gepackt. Der neue 911 sieht richtig geil aus und entspricht im Look exakt seinem Vorbild – sowohl als Coupé wie auch als Cabriolet. Unser besonderes Augenmerk haben wir auf die neuen, dreidimensional ausgeführten Rücklichter gerichtet: Auch da hat Herpa wirklich sehr gute Arbeit geleistet.
Ebenso wie bei der Umsetzung des Gitters in der Motorhaube und der darin integrierten Bremsleuchte. Die Nachbildungen von Felgen und Bremsanlage sind ebenfalls Spitze; es gibt Modellautobauer, die führen diese Details simpler aus. Nicht jedoch Herpa beim 991/II. Coupé und Cabriolet kommen als 911 Carrera in Graphitblaumetallic und als Carrera S in Silbermetallic.