Nach 281 gefahrenen Runden war Schluss: Am 18. Juni 1983 mussten Stefan Bellof und sein Fahrerkollege Jochen Mass beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans ihren Rothmans-Porsche 956.008 mit der Startnummer 2 vier Stunden vor Schluss mit einem Motorschaden abstellen. Auf den Tag exakt 34 Jahre später blickt Rekordhalter Porsche auf 18 Gesamtsiege an der Sarthe zurück und veröffentlicht zum Testtag rund zwei Wochen vor der diesjährigen Ausgabe der 24 Stunden von Le Mans 36 interessante Daten und Fakten, deren Highlights wir Ihnen nicht vorenthalten wollen. Am Ende dann noch einmal Neuigkeiten zu Stefan Bellof, der neuen Website nebst Collection und den neuen Modellautos, die Minichamps zu Vorbildern nach seinen Einsatzwagen für dieses Jahr angekündigt hat. Ganz neu auch: Vier Modellautos der Museums-Edition zu Le Mans 2016
Steigen wir aber zunächst ein in die Highlights zu Porsche in Le Mans: Den allerersten Funktionstest mit dem Ur-919 fuhr Porsche-Werksfahrer Timo Bernhard am 12. Juni 2013 auf dem Prüfgelände in Weissach. Gut zwei Jahre später wurde er mit dem weiterentwickelten Le-Mans-Prototypen Langstrecken-Weltmeister und tritt damit in die Fußstapfen seines Vorbildes Stefan Bellof der als erster Deutsche diesen Titel holte. Bernhard erinnerte daran mit der Umgestaltung seines Helms für die 6h von Spa-Francorchamps der WEC 2015 in den Farben des Kopfschutzes von Stefan Bellof. Porsche beziffert die Zahl der Hollywoodgrößen, die mit Porsche in Le Mans starteten, mit der Zahl drei: Steve McQueens Einsatz landete 1971 im Kino, Paul Newman 1979 auf Gesamtplatz zwei und Patrick Dempsey 2015 als Zweiter der GTE-Am-Klasse auf dem Podium.
Massagebank und Schläfchen im Container
3,2 Stunden verbringt jeder der Porsche-LMP-Fahrer heutzutage durchschnittlich während des 24-Stunden-Rennens auf der Massagebank. Vier Porsche-LMP-Mitarbeiter bildeten die kleine Delegation, die 2013 – ein Jahr vor der Rückkehr in den Rennzirkus – zu Recherchezwecken nach Le Mans reiste und dabei den ersten Sieg eines Werks-Porsche nach 1998 miterlebte: Der 911 RSR gewann die GT-Klasse. Fünf Mann stark war das Team unter der Leitung von Fritz Enzinger, das Ende 2011 mit den Vorbereitungen für Porsches Rückkehr in die Top-Kategorie der Langstrecke begann. Seit 2015 zählt die Mannschaft 260 Mitarbeiter, davon sind 160 Ingenieure. Je zwei Porsche-LMP-Fahrer teilen sich in Le Mans einen eigens errichteten Container hinter der Box zum Schlafen. Gemeinschaftsbad inklusive. Sechs in einem Container.
Rekorde von Porsche in Le Mans und der Eifel
Zur Technik: Acht Megajoule aus Rückgewinnungssystemen pro Le-Mans-Runde ist die höchste Rekuperations-Klasse im Effizienz-Reglement. Porsche wagte sich 2015 als erster und lange einziger Hersteller in diese Sphären vor. Die Herausforderung dabei: Je mehr elektrische Leistung, desto weniger Benzin darf der 919 verbrauchen. Um 22:00 Uhr am 10. Juni 2015 rückte Neel Jani zum ersten Qualifying in Le Mans aus. In 3.16,887 Minuten gelang ihm ein Rekord, der bis heute Bestand hat. In Bezug auf Stefan Bellof unvergessen sind die 6:11,13 Minuten, in denen er 1983 die Nürburgring-Nordschleife umrundete: Bis heute nicht mehr zu knackender Rekord. Zwölf Mann stark war die Vorhut, die am 23. Mai 2017 – knapp vier Wochen vor dem Rennen – mit dem Aufbau der zweigeschossigen Stahlhalle hinter der Porsche-Box begann.
Am 30. Mai reiste ein Konvoi von acht Sattelaufliegern mit den Rennwagen und dem gesamten Material an. Am Testtag, dem 04. Juni, wart alles eingerichtet. Vierzehn Gigabyte Daten sendet jeder 919 während des 24-Stunden-Rennens an die Box. 30 Tankstopps und zehn Stopps mit Reifen- und Fahrerwechsel sind voraussichtlich pro Porsche 919 Hybrid in Le Mans fällig. 65 Mitarbeiter des Porsche LMP Teams bilden die Einsatzcrew bei einem Sechsstundenrennen. Bei den 24 Stunden von Le Mans sind es 90. 90 Grad beträgt der Bankwinkel des V4-Zylinder-Verbrennungsmotors im Porsche 919 Hybrid. Aber in seiner Funktionsweise ist er als steil aufgestellter Boxermotor ausgelegt. Ein Bild dieser Power Unit haben wir diesem Artikel beigefügt. Ebenso, wie Fotos zu den vier neuen Modellautos zu Le Mans 2016 und dem Link zur Übersicht unten.
Leistungsdaten zum Porsche 919 hybrid
294 kW / 400 PS beträgt die Leistung aus den beiden unterschiedlichen Rückgewinnungssystemen, der Vorderachsbremse und dem Abgastrakt. Auf Knopfdruck treibt ein E-Motor damit die Vorderachse an und verwandelt den 919 temporär in einen Allradler. 368 kW / 500 PS leistet der Turbo-Benziner des Porsche 919 Hybrid; er treibt die Hinterachse an. Der Porsche 919 Hybrid ist der einzige LMP1, der nicht nur beim Bremsen, sondern dank Abgasenergie-Rückgewinnung auch beim Beschleunigen Energie zurückgewinnt. 395 Runden legten Earl Bamber / Nico Hülkenberg / Nick Tandy auf dem Weg zum Le-Mans-Sieg 2015 zurück. Die drei LMP-Rookies hatten ausgemacht: Jeder fährt das Tempo, bei dem er sich wohlfühlt und vermeidet Kollisionen. Wenn das Auto hält, sollte ein Podium drin sein. Es wurde der erste Porsche-Gesamtsieg nach 1998!
22.984 Schaltvorgänge hoch- und runterschalten bewältigte das Getriebe des siegreichen Porsche 919 Hybrid während der 24 Stunden von Le Mans 2016. 62.000 Kilowattstunden elektrischen Strom haben die Porsche 919 Hybrid auf insgesamt 321.000 Kilometern (Test und Rennwochenenden seit 2013) aus den beiden Rückgewinnungssystemen (Bremsenergie von der Vorderachse und Abgasenergie) rekuperiert. Wäre der 919 ein Kraftwerk, hätte er mittlerweile eine Reihenhaussiedlung mit 15 Häusern (Vier-Personen-Haushalte) ein ganzes Jahr lang mit Strom versorgen können. 120.000 Umdrehungen und mehr schafft die im Abgastrakt arbeitende Turbine pro Minute. Damit treibt sie einen Generator an. Für die Energierückgewinnung bei niedrigen Drehzahlen ist eine variable Geometrie installiert.
Stefan Bellof und Le Mans 1983
Blenden wir nun wie versprochen noch einmal zurück zu den 24 Stunden von Le Mans 1983, Stefan Bellofs einzigem Dauerlauf an der Sarthe, den Vern Schuppan, Hurley Haywood und Al Holbert nach 370 gefahrenen Runden und 5.047,934 Kilometern auf einem Rothmans-Porsche 956 gewannen. Jacky Ickx holte sich die Pole sowie die schnellste Rennrunde. Minichamps kündigte zum Thema Stefan Bellof für September 2017 ein Modell des Porsche 956 K Brun Porsche Schiesser 1000 Kilometer Hockenheim 1985 im Maßstab 1:18 an (Artikelnummer 155856619; an Stefan Bellofs Formel 1-Auftritt in Monaco 1984 wird die Neuheit Tyrrell Ford 012 ebenfalls in 1:18 erinnern (117840004). Große Vorfreude also bei uns: Vorfreude auf die 85. Ausgabe der 24 Stunden von Le Mans und die beiden neuen Modellautos sowie die exklusiven, neuen Miniaturen der Museums-Edition.
Hier: Die vier Museums-Modellautos zu Le Mans 24 von Porsche Maßstab 1:43 im Überblick