Die Idee der Veranstalter der Olympia-Rallye 1972 war es eine Strecke von knapp 3000km zu finden, die die beiden Wettkampforte München und Kiel, wo die Segelwettbewerbe stattfanden, miteinander verbindet. Diese Strecke beläuft sich bekanntlich aber nur auf ungefähr 700km Luftlinie. Selbst mit dem Auto gefahren kommt man auf maximal 900km. Daher wurden bereits bekannte Wertungsprüfungen im Westen und Südosten der Bundesrepublik kurzerhand miteinander verbunden, um so die Distanz zu verlängern. Das Label Modelcar Group lässt den Ford Capri MK1, mit dem Rallyelegende Walter Röhrl und Hannes Rothfuß bei dem Event teilnahmen im Maßstab 1:18 in neuem Glanz erstrahlen. Das Modell steht dem originalen Vorbild in nichts nach und bietet Fans des Rallyesports die Möglichkeit, sich ein Stück Geschichte im Maßstab 1:18 zu Hause zu platzieren. Nämlich das Fahrzeug, dass Walter Röhrl den Start seiner Profikarriere bescherte.
Die letztendliche Strecke der Olympia-Rallye verlief von Kiel entlang der innerdeutschen Grenze Richtung Nürburgring und endete vorerst mit der ersten und einzigen Übernachtungspause im hessischen Rüsselsheim. Bis zu diesem Stopp hatten die Teilnehmer bereits 1400km zurückgelegt und 23 der geplanten 67 Wertungsprüfungen absolviert. Anschließend ging es weiter Richtung Osten nach Marktredwitz, dem Heimatort des Olympia-Rallye-Organisationschefs Hans Schwägerl. Anschließend folgte ein Abschnitt entlang der Zonengrenze und der Grenze zu Österreich. In Berchtesgaden passierten die Teilnehmer den südlichsten Punkt der Strecke, bevor sie im Olympiapark in München nach 3371km und knapp 100 Stunden Fahrtzeit ins Ziel einlaufen konnten. Gewertet wurde die Rallye als Lauf der Rallye-Europameisterschaft.
Da es sich um die damals höchste Kategorie dieser Form des Motorsports handelte, war die Olympia-Rallye 1972 dementsprechend prominent besetzt. Diese Prominenz war es, die staunend zusah, als der damals 25 Jahre alte, unbekannte Junge aus Regensburg namens Walter Röhrl ihnen die Show stahl. Und das mit einem Auto, das zu jener Zeit eher dafür bekannt war, dass die Landjugend am Wochenende damit in die Disco fuhr. Walter Röhrl war mit seinem privaten Ford Capri gestartet und sorgte von Beginn an für Aufregung. Seine gefahrenen Zeiten der ersten Wertungsprüfungen wurden als „Fehler der Zeitnehmer“ zu Beginn gestrichen, da sie kein Offizieller für möglich gehalten hatte. Ein Journalist soll es gewesen sein, der dann mit dem Satz „Das ist ein Verrückter aus dem Bayrischen Wald. Der fährt wirklich so schnell“, für die nötige Klarheit sorgen konnte. Leider konnte der Junge aus Regensburg die Rallye am Ende nicht gewinnen, da ihm fünf Prüfungen vor dem Ziel in München der Motor hoch ging. Die bis zu diesem Zeitpunkt herausgefahrenen 11 Bestzeiten brachten ihm jedoch einen Profivertrag und stehen heute für den Start einer unnachahmlichen Karriere. Die Wege von Walter Röhrl und Christian Geistdörfer, seines späteren Co-Piloten mit dem er alle großen Erfolge teilen durfte, fanden auch 1972 in München ihre erste Kreuzung. Der damals 19-jährige Geistdörfer, der zu diesem Zeitpunkt seine Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Hypobank in München machte, wurde für die Zeit der olympischen Spiele in der Wechselstube auf dem Olympiagelände eingesetzt. Er durfte sich daher auf dem Gelände frei bewegen und war Live dabei als die Teilnehmer der Olympia-Rallye der geschwenkten Zielflagge entgegenblickten.
Die Olympia-Rallye 1972 bleibt bis heute die größte deutsche Rallyeveranstaltung. 2022 wurde ein Revival zum 50-jährigen Jubiläum der Veranstaltung veranstaltet, bei dem 200 Autos die damalige Strecke zurücklegten. Der inzwischen 75-jährige Walter Röhrl war wieder mit am Start.